Wie alles anfing

Wir, das sind mein Mann, meine Kinder (Felix, Anna, Bernd) und ich.
Angefangen hat eigentlich alles mit einer Katze, die uns vor vielen Jahren zulief. Nach vielem Hin und Her unter den Kindern der Nachbarschaft, deren Eltern alle standhaft "NEIN" zu dem potentiellen neuen Familienmitglied sagten, überredeten uns mindestens acht Kinder, "Pussy" keinesfalls ins Tierheim zu schicken. Pussy bewährte sich als Schmusetier und erstklassiger Mäuse- und Maulwurfsfänger! Als Pussy später leider von einem Auto angefahren wurde, stand sehr schnell fest, dass wir ein neues Kätzchen haben wollten. So zog im Jahr 1991 die achtwöchige "Lulu" bei uns ein. Auf Empfehlung des Tierarztes sollte sie nach der ersten Rolligkeit kastriert werden. Aber dann passierte genau das, was nicht hätte sein sollen: Während dieser ersten Rolligkeit entwischte sie uns und war für eine Nacht "auf Tour". Das Ergebnis waren sechs kleine Kätzchen.
Als diese mit acht Wochen abzugeben waren, erkundigte ich mich im gesamten Bekanntenkreis nach geeigneten neuen Besitzern. An einem Sommerabend saßen wir zu mehreren Frauen beieinander, und es stellte sich heraus, dass wir nicht die einzige Familie mit kleinen Welpen waren: eine Freundin hatte auf ihrem Bauernhof kleine Hundewelpen im gleichen Alter wie unsere Kätzchen. Gemeinsam versuchten wir dann, die anderen Bekannten zu überzeugen, dass ein vollständiger Haushalt unbedingt eine Katze und einen Hund benötigen, leider jedoch ohne Erfolg.
Am folgenden Morgen erzählte ich beim Frühstück von unseren Tiervermittlungsversuchen des Vorabends. Unsere Kinder bekamen große Ohren, war doch die Rede von Hundewelpen, noch dazu ganz in der Nähe! Heldenhaft wehrten mein Mann und ich zunächst alle Versuche ab, uns zu überreden, doch nur mal einmal ganz kurz eben die Welpen anzusehen. Eine ganze Woche lang gärte dann das Thema Hund bei unseren Kindern. Immer wieder hörten wir Bruchstücke aus Unterhaltungen über Hundewelpen. Nachbarskinder waren verdächtig oft bei uns, und am folgenden Wochenende hatten unsere Kinder uns mit Hilfe ihrer Freunde so weit "plattgeredet", dass wir uns tatsächlich den Wurf anschauten. Natürlich hatte meine Freundin auch schon einen der kleinen Zwerge für uns ausgesucht und so war jeder Widerstand zwecklos und wir sind so auf den Hund gekommen! So zog im Sommer 1992 Mischlingsmädchen Ronja im Alter von gerade 6 Wochen bei uns ein. Rückblickend muss ich sagen, Ronja hatte es sicher nicht leicht mit uns. Weder mein Mann noch ich hatten Ahnung oder gar Erfahrung im Umgang mit Hunden. Zwar hatten wir beide als Kinder den Wunsch nach einem solchen Haustier, doch bekamen wir den leider nie erfüllt.
So begann ich damit ein Hundebuch und dann noch einige mehr zu lesen, aber das war eben nur Theorie und völlig ohne Anleitung und praktische Hilfe war Hundeerziehung doch nicht in kurzer Zeit und so "mal schnell" zu erledigen.
Zu diesem Zeitpunkt waren in unserer Gegend noch keine Hundeschulen angesiedelt, einzige Möglichkeit, auf die ich kam, war der Hundeplatz des Schäferhunde-Vereins. Als Ronja ca. 1 Jahr alt war habe ich dort einige Zeit am Begleithundetraining teilgenommen. Nicht alles hat mir dort seiner Zeit den Umgang mit den Schäferhunden betreffend gut gefallen, trotzdem habe ich dort besonders von jüngeren Mitgliedern viel über den Aufbau von Training insgesamt und bestimmten Übungen gelernt. Was allerdings dort nicht aufgefangen werden konnte, war Ronjas Ängstlichkeit anderen Hunden gegenüber. Kein Wunder, war sie doch schon mit 6 Wochen aus dem Familienverband gerissen und in eine hundeunerfahrene Umgebung versetzt worden. Dort hatte sie eben aus dieser Unerfahrenheit heraus viel zu wenig Kontakt zu anderen Hunden gehabt. Ihr ohnehin vorsichtiges bis ängstliches Gemüt schien ihr immer zu einem recht großen Bogen um diese merkwürdigen Tiere zu raten.
Als sie 15 Monate alt war, machte ich in unserer Nähe eine Hundeschule, die sich dort neu angesiedelt hatte, ausfindig. Dort konnte Ronja einen kleinen Teil ihrer Sozialisation nachholen, indem sie in eine Welpenspielgruppe integriert wurde. Sie suchte sich die etwas älteren Welpen aus und fing an, mit ihnen zu toben, allerdings brauchte sie volle 3 Stunden, um sich von mir zu trennen und zu den anderen Hunden zu gesellen. In dieser Hundeschule haben wir noch so manche "Unterrichtsstunden" verbracht, doch mit der Zeit und durch die ganz praktische Hilfestellung, auch durch die Tips, die andere Hunde betrafen, lernte ich immer besser die Lern- und Denkweise von Hunden zu verstehen. Rückblickend kann ich von dem Weg, den wir mit unserer Ronja gemacht haben, nur dringend abraten. Mit etwas mehr Vernunft und Sachkenntnis bei den Beteiligten wäre sie sicher leichter durchs Leben gekommen. Entstanden als Zufallsmischung, zu früh von der Mutterhündin und Geschwistern getrennt, von entflohen oder gar entwurmen gar nicht zu reden, hatte sie keinen optimalen Start. Von uns, ohne sich vorher ausreichend kundig zu machen, recht spontan erworben, (so ein Mischling vom Bauernhof kostet ja nicht die Welt) haben auch wir unseren Teil zu den Problemen beigetragen. Später dann war so viel Energie nötig, bestehende Probleme wieder in den Griff zu bekommen.
Trotzdem ist Ronja, heute eine betagte Hundelady von mehr als 11 Jahren, ganz selbstverständlich die Allerbeste. Sie ist noch immer unangefochtener Chef im Hunderudel und auch nur noch bei ganz wenigen Hunden unsicher. Unsere letzte Dalmi- Wanderung mit ca. 60 Hunden war keine Schwierigkeit für sie. Und übrigens: auch Katze Lulu gibt es noch. Sie ist mittlerweilen 12 Jahre alt, lebt bei uns als Freigänger mit separatem Zugang zum Haus, fängt Mäuse oder liegt faul in der Sonne oder an der Heizung. Wenn ihr die Hunde zu aufdringlich werden weiß sie sich zu wehren, auch ohne Krallen oder Zähne einzusetzen. Einzig ihre Futterschale haben wir so platziert, dass sie vor den Hunden sicher ist, sonst bekäme sie nie etwas von ihrem Futter ab.
Nachtrag Juli 2013: Mittlerweile sind Ronja und Lulu längst über die Regenbogenbrücke gegangen. Auch unsere Kinder sind längst erwachsen und kommen nur noch sporadisch zu Besuch. Es har sich viel geändert, aber unsere Liebe zu den Tieren ist geblieben....